Dienstag, 12. Mai 2015

Tramunsch... aber schön!

In der letzten Aprilwoche flogen wir nach Mallorca. Der Plan war sowohl eine ausgedehnte Wandertour als auch eine entspannte Zeit am Strand zu kombinieren. Wir flogen mitten in der Nacht, natürlich ohne zu schlafen, und landeten 7 Uhr Ortszeit auf der kleinen Insel. Nachdem wir unseren Mietwagen organisiert hatten, fuhren wir zuerst an die Südküste. Dort legten wir uns erstmal an den Strand, bei lauschigen 25°C und dösten in der Sonne. Kombiniert mit gelegentlichen Schwimmen und frischen Erdbeeren ließen wir den Tag dahinplätschern und kehrten am Abend in unser Hotel ein.
Tag 1 - Erdbeeren, Türkisfarbenes, klares Wasser, Strand, Sonne. Urlaub = Check
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Auto an das nördliche Kap, nach Pollenca, stellten den Mietwagen ab und fuhren mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Deià. Dort begann anschließend unsere Wanderung durch die Tramuntana. Der Plan war, den GR221 entlangzugehen, einen Gebirgswanderweg entlang der Westküste bis in den den Norden von Mallorca. Im Vorfeld hatten wir uns vorbereitet und mit Wanderkarte, Kompass und Beschreibungen eingedeckt. Eine gute Hilfe war dabei diese Website. Alpenquerung schlägt Varianten des GR221 vor, die Landschaftlich sehr schön sind, aber leider auch sehr fordernd sind. Daher auch der Titel: Tramunsch... aber schön.
Anstatt jedoch bei Etappe 1 zu starten, haben wir direkt mit Etappe 5 begonnen. Dies hatte praktische Gründe. Zum einen wollten wir mehr Strandtage haben als letztes Jahr in Portugal, zum anderen sind die Unterkünfte auf den ersten Etappen sehr schlecht ausgebaut, teilweise nicht-existent oder geschlossen.
Die erste Etappe führte uns von Deià aus direkt am Meer entlang, man folgt einem alten Piratenweg. Diese Variante des GR221 war aufgrund vorangegangener Stürme eine erhebliche Kletterpartie, war aber durchweg schön. Man geht sehr große Teile am Meer entlang.
Klar und klippig - schön!
Türkisfarbenes Wasser
Exemplarisches Photo des Wnaderweges
Privado!
Die Aussicht der beiden Stühle
Am Abend kehrten wir auf einer der sogenannten Refugios ein. Diese Wanderhütten bieten für schmales Geld eine akzeptable Unterkunft an. Wie Eingangs erwähnt fehlen entlang der Route noch einige dieser Hütten. Es besteht auch die Möglichkeit vor Ort ein warmes Essen, Frühstück sowie Snacks und Getränke zu kaufen.
Wir begannen unsere Tour am nächsten Tage auf dem Refugio und gingen in die Hafenstadt Port de Soller. Dort nahmen wir den Bus und fuhren nach Soller. In Soller angekommen und mit Proviant gestärkt, wanderten wir flugs die ersten 900 Höhenmeter hinauf. Anschließend ging es noch eine Weile auf und ab bis wir schließlich einen Stausee umrundeten.
Wolken über Port de Soller
Der Rote Blitz. Kostet leider 5 Euro, weswegen wir den Bus genommen haben (knapp nen Euro)
Der lange Aufstieg beginnt
Die Brücke am Fluss
Nur noch 895 Höhenmeter...
Die Angaben stimmen nie.
Nach dem Stausee gingen wir erneut auf einen der vielen Berge der Tramuntana um anschließend auf der anderen Seite eine Schlucht zu durchqueren. In der Schlucht stießen wir unter anderem auf eine abgestürzte Chessna, die dort wohl schon eine Weile vor sich dahinrostet. Am Ende der Schlucht ging es wieder hinauf, dieses Mal mit einem "seil versicherten Aufstieg". Besser: Eine Kette an einer steilen Klippe an der man sich sehr, sehr vorsichtig entlang kraxelt mit dem ständigen Gefühl jeden Moment in den eigenen, sehr schmerzvollen Tod zu stürzen. Oben angekommen geht es wieder ein paar hundert Meter hinunter zum Refugio in dem man wieder einkehren kann.

Welcome to Malboro Country

Do A Barrel roll!
Die letzte Kurve der Schlucht
Todesängste an der Kette
Rocky Road
Tag 3. Langsam war man ein wenig fertig. Es gab kein abgefülltes Wasser auf dem Refugio (nur 0,5 Liter Flaschen für 1,50€) also haben wir das "Quellwasser" genommen, welches leider so abartig geschmeckt hat, das wir an diesem Tag deutlich weniger Wasser getrunken haben. An diesem Tag gingen wir keine Variante, so wie in dem Link weiter oben beschrieben, sondern stiefelten den GR221 regulär entlang. Die Variante besteigt erneut recht große Bergkämme und wir waren etwas gesättigt vom Vortag. Die Landschaft war erneut sehr abwechslungsreich und so stiefelten wir über Stock und Stein durch Wälder und über Bergkämme unserem Ziel entgegen. Gegen Ende erreicht man einen Zaun, an dem in großen Lettern ein Privatgrundstück angezeigt wird. Der Wegweiser zeigt aber ebenfalls in diese Richtung und es wurde weiterhin auch eine Leiter an den Zaun gestellt damit man besser herübersteigen kann. Der Tag endete in Lluc, einem Klosterdorf. Auch hier konnte man, abgesehen vom Souvenirshop, nirgendwo einkaufen. Wir deckten uns also dort mit Wasser ein und bestellten spontan im Refugio Abendessen. Dadurch bekamen wir ein alternatives Mahl, das zumindest mir sehr gut geschmeckt hat (Leber, Bauchscheiben, Schweinefleisch-Stücke, Speck, Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln und Zwiebeln vom Grill). gut gesättigt ging es ins Bett, Wandertag 4 erwartete uns morgen bereits.
Es wird grüner an Wandertag 4
Alpen? Schottland? Nein, Malle!
Traumhaftes Panorama
Gut ausgeschildert: der letzte Tag
PRIVADO! (man beachte den Wegweiser auf der linken Seite)

Heute ging es, mit einigen wenigen Ausnahmen, fast nahezu abwärts. Die Bäume wurden größer und zahlreicher, auch die restliche Vegetation änderte sich vollkommen. Es blieb gegen Ende Sogar Zeit für eine kurze Rast in der Hängematte, die wir bisher nur mitgeschleppt hatten. Am späten Nachmittag kehrten wir dann wieder bei dem Mietwagen an womit wir dann auch sofort an den Strand fuhren.
Morgendliches Wandern - mit Stöckern und ca. 10kg Rucksack
Völlig andere Szenerie als zuvor
PRIVADO (bitte Leiter benutzen)
Die Landschaft ist von Viehzucht geprägt - primär Schafe und Zeigen
Der gemäßigte Abstieg
Eine Rast muss sein!
Die letzten Meter
Unser kugeliger Mietwagen - moderner als unser eigenes Auto
Bucht Nördlich von Porte Pollenca
Den folgenden zwei Tage verbrachten wir dann am Strand von Son Serra und ließen die Anstrengungen der letzten Tage von uns abfallen. Am Freitagabend gab es dann noch ein kleines Live-Konzert in einem Cafe bei dem wir zu Abend aßen.
Blick aus dem Hotel
Panorama von Son Serra
Am Abflugtag hatten wir dann endgültig genug von den anderen Touristen und beschlossen noch ein letztes Mal wandern zu gehen. Wir checkten aus dem Hotel aus und stiefelten einen kleinen Weg entlang zu einem entlegenen Sandstrand an dem wir nochmal schwimmen gingen und ein wenig die Sonne genossen. Am Nachmittag wanderten wir dann zurück zum Startpunkt, fuhren zurück nach Palma und flogen gegen Abend dann zurück nach Hause.
Auf dem Weg zur Bucht
Der Touri-Hotelstrand bei Cala Ratjada (Nordseite)
Auf dem Weg zum Gipfel
Panorama vom Berg "Telegraph" im Nordosten Mallorcas
Der entlegene Sandstrand ist auch mit Hotels zugepflastert
Lagune in der Nähe von Cala Radjada
Es war ein schöner Wanderurlaub gewesen. Es gab teils sehr harte Passagen die einen an den Rand des Aufgebens drängen. Nichtsdestotrotz ist das Panorama wunderschön und allemal eine Reise wert. Der ganze Rest hingegen ist furchtbar. Alle zwei Meter sind Touristen die vollständig dem Klischee-Mallorca Urlauber entsprechen. Am besten meidet man Touri-Ecken so gut es geht - was bei den Stränden aber de facto nahezu vollkommen unmöglich ist. Auch das Wandern ist nicht wirklich einsam, um die 30 Leute sind mindestens gleichzeitig auf dem Trail plus die Tageswanderer.
Wer ein wenig alpines Feeling haben möchte, und das mit Traumpanorama auf gemäßigten Routen wird hier auf jeden Fall fündig. Wer die Einsamkeit oder zumindest während des Wandersn "seine Ruhe" haben möchte, hat leider Pech. Wir haben den Urlaub genossen, werden aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nie wieder diese Insel betreten.

Der nächste Reisebericht folgt Ende Mai/Anfang Juni. Es geht nach England auf den European Epic Championship 2015. Mal schauen ob ich meinen Vize-Titel verteidigen kann!

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