Nachdem wir kurz vor unserem Urlaub noch den "roten Blitz" gegen "Astra 2" getauscht hatten, ging es knapp eine Woche später auch schon in den Urlaub. Ziel: Südfrankreich, direkt an den Strand und Kiteboarden. Schlafen wollten wir im Zelt oder im Auto. Dafür haben wir uns sogar extra eine Vorrichtung gebaut, mit der wir unseren Stauraum vergrößerten als auch die Option auf "schlafen im Auto" hatten.
Die Strecke war knapp 1400km lang und Google Maps schätzte 12 Stunden. Was wir leider vergessen hatten: Wir wollten ja eigentlich Mautstraßen vermeiden. Also wurden aus 12 eher 16 Stunden, auf Frankreichs (furchtbaren) Landstraßen kommt man nämlich nur auf ungefähr 50km pro Stunde. Denn die Fahrt wird alle 5-6km von einem Kreisel oder einem Kaff unterbrochen. Nichts desto trotz ist bereits die Fahrt sehr sehenswert, es geht entlang von Alleen, Lavendelfeldern und kitschigen kleinen Dörfern immer weiter Richtung Süden.
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Eines der vielen Lavendelfelder bei Mulhouse |
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ALLLEEE.. ALLEEE... EINE STRASSE... LAUTER...BÄUME....JA DAS IST EINE ALLLEEEE.... |
Unser erstes Ziel war Beauduc. Der Strand dort ist knapp 4 Kilometer lang und etwa 600-700m breit. Der einzige Nachteil: Man fährt etwa 30-40 Minuten über eine von Schlaglöchern übersäte "Strasse" und die Franzosen machen alles, damit man den Strand nciht findet, wie zB. Steine auf die Hauptzugangsroute rollen. Hat man die Buckelpiste hinter sich findet man einen verdammt schönen Strand, an dem man auch mit dem Auto rauffahren kann und dort auch stehenbleiben kann.
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Salinen bei Beauduc |
Während der Fahrt kommt man an zahlreichen Salinen vorbei, wo jedes Jahr mehrere Tausend Liter Meerwasser für wenige Gramm Salz verdunsten. Ein schöner Nebeneffekt der Salinen sind zahlreiche Flamingos, die sich ihren Bauch in den Salinen vollschlagen.
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Flamingo |
Hat man sich schließlich durch die Holperstrecke gekämpft, gibt es nur noch ein Hindernis: Das Auto darf nicht breiter als 2 meter sein.
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Snug-Fit |
Es war knapp, aber es passte.
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Unser Camp am Strand vor Beaduc (als man noch durfte) |
Da die Winde uns gewogen waren, schmissen wir auch zeitnah den ersten Kite in die Luft. Wir waren mit einem 12er Evo von 2014 und zwo Rebels in 8qm und 6qm von 2012 dabei. Wir hatten vorher noch überlegt einen 15er Juice für Leichtwind zu kaufen, uns dann aber aufgrund des finanziellen Vorteils ihn erst im August oder sogar September zu kaufen dagegen entschieden. Boards waren wir gut ausgerüstet, mit einer alten Door, einem 42er und einem Flyboard Radical M.
Ich habe Ostern vergangenes Jahr angefangen mit dem Kiteboarden, meine Freundin kitet nun seit 2011-2012 und ist dementsprechend schon deutlich besser als ich. Während ich noch übe hin und her zukreuzen und gegen den Wind zu fahren, übt sie schon die coolen Sachen, also Sprünge in Toeside, Toeside fahren und will sich dieses Jahr sogar an der Backroll probieren.
Der Spot in Beauduc ist aber auch für mich an den meisten Tagen sehr angenehm gewesen. Der Wind war stabil, war nahezu böenfrei und das Wasser flach. Gegen Ende des Urlaubs, als wir erneut in Beauduc waren, hatten wir knapp 30 Knoten, Wellen ohne Ende und mussten abbrechen weil unser 6qm zu groß war.
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Ich auf der Door in Beaudcu |
Als der Wind in Beauduc weniger wurde, wechselten wir den Standort. Wir fuhren an der Küste runter nach Leucate. Dort gibt es zahlreiche Etangs, also Seen nahe der Küste, auf denen man kiten darf. Einer dieser Spots ist Canet Plage.
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Canet Plage |
Im Gegensatz zu Beauduc gab es hier Wellen in denen man nahezu komplett verschwand und der Wind ballerte ordentlich. Wir haben fast ausschließlich unseren kleinsten Kite genommen - mit mehr wären wir weg geflogen. Ich habe mich hier tatsächlich auch in die Welle gewagt, aber es war eher abbrechen als kiten weswegen es hier keine Photos gibt. Gegen Ende des Urlaubs konnte ich sogar tatsächlich ein bisschen Welle fahren - und über die Wellen zu hopsen und die ganze Zeit kleine Mini-Sprünge zu machen ist schon ein cooles Gefühl.
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Meine Freundin in den reißerischen Wellen bei Canet |
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Kiten mit 8er Rebel bei Canet |
Wir haben uns die ganze Zeit abgewechselt, einer war immer am Ufer und hat auf den anderen acht gegeben. In Le Barcarès nutzten das die dort anwesenden Kiter auch aus und hüpften alle aufs Wasser - vorher hatten sie den selben Plan wie wir. Schließlich muss irgendwer einen ja starten/landen. Witziger Weise ist der Großteil der Kiter in dieser Region schon jenseits eher Rentner, die meisten haben schon graue Haare und sind verdammt gut dabei. Wahrscheinlich Windsurfer die jahrelang in den Wellen gesurft sind und sich dann fürs Kiten entschieden haben.
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Homebase-K1 |
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Der Weg zum Strand bei Canet |
Les Coussoules, nördlich von Leucate ist ein beliebter Racingspot. Hier waren wir zwar zweimal, für vernünftiges Kiten hat es aber leider beide Male nicht gereicht. Der Wind war sehr schwach, hier hätten wir tatsächlich einmal sogar mit einem 15er zumindest "hochwerfen" können. Schön: Es gibt direkt am Spot einen kostenfreien Campingplatz. Nicht so schön: Man geht bestimmt 600 Meter durch Sumpf um zum Spot zu kommen
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Der Kitebunker bei Les Coussoules |
Nach unserem Kiten an der Süd-Westküste fuhren wir wieder zurück nach Beauduc für die letzten Tage. Der Wind hatte gedreht und war Offshore gedreht, zudem sanken die Windstärken rapide. In Beauduc sollte besserer Wind sein, also fuhren wir dorthin zurück. Leider durfte man nicht mehr mit dem Auto auf den Strand fahren, also campten wir etwas weiter vom Strand entfernt. Es war noch immer nicht wirklich weit weg, aufgrund der Windrichtung musste man aber schon ein erheblich größeres Stück laufen. Wir ließen uns davon nicht abhalten und genossen den Wind, die Wellen, den Strand und den Urlaub. Wir erfuhren von einer lokalen Kiteschule das man bei Offshore Wind in Beauduc auch an einem nahe gelegenen anderen Spot kiten konnte. diesen probierten wir, aufgrund der Windverhältnisse auch sogleich aus.
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Campen in Beauduc - jetzt auf der anderen Seite des Strands. |
Der letzte Spot war Pièmason (oder so ähnlich). Auch hier konnte man sehr schön kiten, wir hatten durchgehend stabilen 8er Wind und annehmbare Wellen. Ein schöner Spot mit eher weichem Sand, wo wir uns auch prompt festfuhren. Das besondere am Strand: Er ist länger als man schauen kann und es reiht sich Wohnwagen an Wohnwagen. Typisch für Frankreich kümmert sich niemand darum ob die da stehen dürfen oder nicht. Dennoch ist die Umgebung sehr sauber und als Kiter wird man nicht komisch, eher interessiert, angeschaut.
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Camper und Sand soweit das Auge reicht |
Zurück in Beauduc stellten wir fest, das der Wind auf über 30 Knoten angezogen hatte. Unser kleinster Schirm war zu groß, wir verloren das Board in den Wellen, fanden es mehrere hundert Meter am Strand wieder und entschlossen uns nicht sandstrahlen zu lassen und packten unsere Sachen. Wir setzten uns in Astra 2 und fuhren wieder heimwärts.
Es war eine sehr spannende und aufregende Reise gewesen. Wir haben in knapp zwei Wochen knapp 4700km runtergerissen. Ich habe viel gelernt, das Wetter war sagenhaft, der Wind gut, die Leute nett und der Cidre lecker. Ich würde den Urlaub jederzeit wiederholen und kann anderen Kiteboardern Südfrankreich nur wärmstens empfehlen.