Vergangene Woche fand die
ARCS 2015 statt, "The 28th GI/ITG International Conference on Architecture of Computing Systems". Die ARCS ist eine Fachkonferenz für Computerarchitekturen. Der Ort wechselt, letztes Jahr war sie in Lübeck, kommendes Jahr in Nürnberg.
Dieses Jahr war sie jedoch in Porto, Portugal. Für diese Konferenz hatte ich vergangenes Jahr eine Publikation eingereicht. Die Publikation wurde akzeptiert und so ging es dann Anfang der Woche nach Portugal.
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Reiseroute |
Los ging es am Montag Nachmittag gegen halb drei dann nach Berlin, mit dem ICE. Dort dann in den Flieger direkt nach Porto. Alterativ hätte ich auch direkt von Hannover nach Lissabon fliegen können ud dort dann mit Zug (3h) oder mit Flieger nach Porto reisen können. Ich wollte mich nicht mit größeren Öffis in Portugal rumärgern und fand einen 30 Minuten Flug irgendwie ziemlich Banane. Alternativ hätte ich auch aus Frankfurt oder Bremen fliegen können, da waren die Flugzeiten aber ungünstig. Nach knapp 10h Reisezeit inkl. Wartezeiten und Totzeiten war ich dann endlich im Hotel angekommen.
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Mein Arbeitskollege Flat Eric |
Am
folgenden Tag folgten nun Workshops. Ich entschied mich im Vorfeld für die SAOS, International Workshop on Self-optimisation in Organic and Autonomic Computing Systems, einen Workshop über Organic Computing. Ich hatte mich vorher noch nie mit Organic Computing beschäftigt und sah es als schöne Gelegenheit um in dieses Feld mal hineinzuschnuppern. Die Keynote war sehr interessant, die folgenden Beiträge waren für mich, als externen, sehr ungewöhnlich. Als Laie sah zumindest ich nicht die Arbeit die dahintersteckt. Viele Sachen waren schlichte Postulierungen und Ideen ohne handfeste Beweise. Alles wirkte für mich sehr weich, fast schon esoterisch. Die zugehörigen Poster machten es nicht besser. Ein paar kurze Fachgespräche mit den Vortragenden im Anschluss machten die Sache für mich klar: Organic Computing ist in meinen Augen fast schon esoterisch. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, ich bin sicherlich auch zu sehr Fachidiot um hier die Schwierigkeiten und Ansprüche zu erkennen.
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ARCS Gelände |
Zwischendurch gab es während der Konferenz andauernd Kaffeepausen mit fettigem Gebäck wie Quarkbällchen, Eclairs, Kaffee, Tee und vielem mehr. Wenn man nicht während der Kaffeepausen dick gefüttert wurde gab man sich beim Mittagessen die größte Mühe und servierte ein riesiges Buffet. Einen Tag gab es iberischen Schweinebraten, den nächsten gebratene Octupi, am dritten dann Mondfisch. Als Alternative wurden noch suppen, Kuchen, Pudding und vieles mehr angeboten. Man versuchte Systematisch die Konferenzteilnehmer zu mästen.
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Flat der alte Poser |
Für den Nachmittag waren nur 2-3 Vorträge angesetzt wovon einer inklusive angesetzter halbstündiger Diskussion komplett entfiel. Den Nachmittag verbrachte ich daher mit einer Hand voll Fachkollegen. Wir strefiten zu Fuß durch Porto, genossen die Untergehende Sonne auf der größten Brücke Portos, der Dom Luís I. Anschließend gab es im Bistro um die Ecke noch einen kleinen Happen zu essen und ab ins Hotel.
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Sao Bento |
Tag 3 der Reise und Tag 2 der Konferenz. Heute ging es richtig los mit der ARCS. Am Vormittag gab es einen interessanten Workshop bzgl. eines Computer Vision Chips, dem Myriad 2 von Movidius. Der Vortragende war Feuer und Flamme von seiner Architektur und brachte einem den Chip auf ansprechende Weise näher. Ich bin interessiert an dem Chip und bin gespannt wie sich der Chip im Vergleich zu anderen Architekturen schlägt.
Am Nachmittag gab es dann eine Reihe an Vorträgen die deutlich strukturierter und professioneller waren als jene der SAOS. Es wurden eine Reihe interessanter Themengebiete besprochen und einige Präsentationen klangen sehr interessant, hier muss ich unbedingt noch einmal in das
Buch zur Konferenz reinschauen.
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Gespanntes Zuhören |
Der Abend bot erneut ein buntes Rahmenprogramm, die Organisatoren hatten eine Führung durch die alten Gebäude der Börse gebucht. In dem imposanten Bau gab es im Anschluss einen kleinen Empfang mit Portwein, Rot- und Weißwein, Canapees, Suppe, Rind auf Gemüsebett mit Kartoffelkruste und weiteren Leckereien zum Nachtisch wie zB Kuchen. Wie eingangs erwähnt: Mästen um jeden Preis.
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Die alte Börse |
Tag 4. Der große Tag. Heute waren den ganzen Tag Vorträge. Eine Session war nicht so spannend, ging es doch erneut um Organic Computing. Der letzte Vortrag war ein Video da die Autorin es nicht aus Indien nach Porto geschafft hatte. Trotz strikter Zeitvorgaben von etwa 25 Minuten, schickte sie ein deutlich längeres Video ein das bei Slide 26 abgebrochen wurde - die Zeit war längst überschritten und es waren noch knapp 15 Folien offen. Während der Videoaufnahme hörte man im Hintergrund einen Hund bellen, den Verkehrslärm im Hintergrund und ab und an röchelte die Sprecherin ordentlich ins Mikrofon. Offenbar hatte man Sie nicht erreicht, nachdem das Video eingetrudelt war. Für die Präsentation gab es dann noch eine kurze Skypekonferenz zwischen dem Chair und ihr, auch diese wurde zügig abgebrochen. Die Autorin setzte einfach an der unterbrochenen Stelle an und wollte weiter erzählen. Alles in allem eine Katastrophe, sowohl die Tatsache das die Autorin nicht da war, das Video selbst und auch die Präsentation, die quasi nur aus Textwänden bestand (kein einziges Bild auf den ersten 25 Folien). Die Organisatoren waren ähnlich angefressen und so ging es anschließend in die Kaffeepause.
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Während des Vortrags |
Im Anschluss war ich dran. Ich war überraschenderweise in der Best-Paper Session gelandet und sollte als erster von dreien vortragen. Der zweite Vortragende, ein Doktorand aus München, trug über einen Supervisor im Automotive Bereich vor, der dritte Vortrag drehte sich um Netzwerkinterfaces mit Task Spawning. Ich war die ganze Konferenz bis zu meinem Vortrag aufgeregt geworden und hatte abends im Hotel bis spät in die Nacht an meinem Vortrag gefeilt. Als ich endlich dran war lag ich auch gut in der Zeit, ich war auf den Punkt nach 25 Minuten fertig und konnte dann auch noch halbwegs akkurat eine Frage aus dem Publikum beantworten, nach anfänglichen Missverständnissen. Der Vorschlag, der in Form einer Frage verpackt war, klang intertessant und ich denke das ich in die Richtung die Architektur noch untersuchen sollte. Als ich endlich von der Bühne trat glühten meine Ohren, geschafft. Endlich Entspannen. Flugs die anderen beiden Vorträge angehört, dann fix ins Hotel Sachen wegbringen.
Auch an diesem Abend gab es ein Bespassungsprogramm, wir besuchten die Portweinkellerei Sandeman. Wir wurden durch die Keller mit den riesigen Weinfässern geführt, kamen an zahllosen Weinflaschen vorbei und bekamen im Anschluss noch zwei Gläser Port serviert.
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Kellerei Sandeman |
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Tawny Port und Ruby Port |
Nach der kurzen Verköstigung ging es Flugs weiter in einen weiteren Portweinkeller - dieser war jedoch in ein Restaurant umgebaut worden. Das Konferenz Dinner das nun folgte war Dekadenz pur. Es begann mit einem Empfang, Portwein on the rocks, dann Portwein mit Schweppes. Dazu natürlich wieder Häppchen wie Thunfisch-Stücke in Sesamkruste und ähnliche Späße. Zu Tisch im nächsten Raum warteten 4 Gänge auf uns. Ohne ein Wort zu sagen wurden Weingläser einfach dauerhaft und immer wieder aufgefüllt, es gab roten und weißen Wein, Portwein, kleine Mini-Brötchen. Das Essen war groß aufgezogen und geschmacklich solide. Nach dem Essen und vor dem Essen spielte eine Gruppe Elektrotechnikstudenten der Universität Porto Musik.
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Tuna |
Offenbar irgendwelche Burschenschaftler oder Verbindungshäusler, hatte man die art Kleidung in den letzten Tagen öfters gesehen. Meist, wenn sie jüngere Studenten in größeren Gruppen schikanierten und irgendwelche Aufnahmerituale mit ihnen vollzogen. Die Musik die sie spielten nannte sich Tuna, und ist eine klassische Form der portugisischen Volksmusik. Die musikalische Untermalung war sehr lebhaft und erinnerte sehr an irgendwelche bayrischen Volksmusikstadl. Ein bissl weniger Burschln hätte dem ganzen wahrscheinlich sehr gut getan. Nichtsdestotrotz sorgte die Truppe für Stimmung.
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Musik und gutes Essen runden den Abend ab |
Es wurde an diesem Abend auch das Best Paper gekürt, einer der drei Präsentationen konnte eine Nvidia Tesla K40 und eine kleine Urkunde gewinnen. Ich hatte mit dem bayrischen Doktorandne gerechnet, der nun kurz vor der Abgabe seiner Dissertation steht. Aber ich täuschte mich, denn ich bekam tatsächlich den Award! Völlig überrascht nahm ich den Preis eintgegen - das war das Sahnehäubchen meiner ersten Konferenz gewesen. Man trank und schwatzte den Rest des Abends, kurz nach Mitternacht karrte dann ein Bus die Leute zurück ins Hotel. Service!
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Kann ich das gegen Portwein tauschen? |
Tag 5 - erstmal frühstücken. Auch am fünften Tag schlenderte ich hinunter zum Frühstücksbuffet des Hotels. Anschließend checkte ich aus und sah mir die Keynote des letzten Tages an. Das erste Mal in T-Shirt und Pulli statt Anzug, der war schon im Koffer verschwunden da ich nicht im Anzug fliegen wollte. Zwei Vorträge später, machte ich mich auf die Socken. Leider ging mein Flieger bereits um 15:00, daher blieb nicht genug Zeit mir die verbliebenen zwei Vorträge und die Closing Session anzuhören. Leider fliegt RyanAir nicht täglich zwischen Porto und Berlin, so mussten die letzten beiden Vorträge leider entfallen. Ein kurzer Zwischenstop in der City um einen Happen zu essen später bestieg ich meinen Flieger zurück nach Berlin von wo ich wieder mit dem ICE nach Hannover fuhr. Kurz vor Mitternacht war ich dann endlich wieder daheim.
Es war eine interessante und schöne Reise gewesen. Ich muss mehr publizieren!
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Porto |
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Largo du Kollege! |