Sonntag, 20. April 2014

Urlaub in Portugal

Nach langer Zeit bin ich Anfang April in den Urlaub gefahren. Das Zielland war Portugal. Geplant hatten wir einen Wandertrip - Eine Woche Wandern und eine halbe Woche am Strand liegen und das gute Wetter genießen. Für mich als absoluter und erklärter Sportmuffel etwas völlig neues. Wir wollten den Via Algarviana Wanderweg gehen. Doch es kam alles etwas anders als geplant.
Unser Weg durch Portugal
Los ging es mitten in der Nacht mit dem Flugzeug aus dem Niederrhein. Am frühen Morgen landeten wir in Faro, dort ging es mit dem Bus weiter nach Alte, wo unsere Wanderung beginnen sollte. In der Karte sind alle Autotouren in Orange dargestellt. Der Anfang war sehr gemächlich, es ging durch Obstplantagen und mit leichtem Höhenprofil in die kleine Stadt S. Bartolomeu de Messines. Anfangs war es noch etwas bewölkt, doch der Himmel zog sich bis Mittag zu und es fing an zu regnen. Und nicht ein-zwei Tropfen, nein, es regnete und regnete. 
Tag 1
Ein "bisschen" windig
Wir ließen uns davon nicht die gute Laune verderben und stapften knapp 19 Kilometer durch leichten bis mittleren Regen. Trotz Regenponcho (die guten für 1,-€) und guter Regenkleidung waren wir am Ende des Tages durchgeweicht. Der Weg führte uns vorbei an Orangenplantagen, Clementinenbäumen, Avocadopflanzen und anderen Früchten. Als Auftakt, bis auf den Regen, sehr schön. Am Ende des Tages kehrten wir über einer Kneipe ein und waren froh über die warme Dusche. Leider überlebte der An/Aus Schalter meines Telefons trotz Regenschutz den Tag nicht, die wenigen Fotos die ich im Regen geschossen habe, hatten den Schalter veroxidiert. Wieder in Deutschland konnte ich das reparieren, für die Dauer des Urlaubs durfte das Telefon jedoch nicht leer werden.
An Tag 2 gingen wir 30 Kilometer. Theoretisch. Praktisch waren die Regenfälle an diesem Tag so stark, dass am Ende des Tages die Wegweiser weggespült waren. Trotz schwerem Dauerregen, Hagel und Nebel kämpften wir uns weiter. Nach 10 Stunden miesen Wetters, einer Flussüberquerung inklusive Schuhe, Socken und Hose ausziehen und einem verlorenen Weg und "gewonnenen" 5 Kilometern Umweg (inkl. Wegsuchen und Backtracking) waren wir völlig fertig. Ich habe für diesen tag nicht ein Photo gemacht, auch nicht von unseren selbstgebastelten Regenponchos aus dicken Müllsäcken. Ich wollte nichts riskieren.
Wie schlimm es war erfuhren wir am nächsten Tag: Hochwasser! Der Fluß war seit langer Zeit über die Ufer getreten, hatte viel der Vegetation einfach mitgerissen. Noch immer total erschöpft beschlossen wir einen Tag zu überspringen. Auch am 3. tag wären erneut 30 Kilometer angesagt gewesen, nur diesmal mit immensen Höhenunterschied, wir wären auf den Sierra Monchique gestiegen. Die Besteigung eines Berges bei den vergangenen Regenfällen war uns zum einen zu gefährlich und zum anderen hatten wir keine trockenen Sachen mehr. Und es regnete schon wieder. Mit dem Bus ging es also nach Monchique. Dafür mussten wir über Portemao fahren, wo immerhin ein wenig die Sonne durchkam.
Der Morgen von Tag 3
Hochwasser!
Neben der Unterkunft von Tag 3 habe ich sonst keine Photos gemacht, Monchique ist einfach ein kleines, verschlafenes Bergdörfchen. Neben etwas regionalen Berghonig ruhten wir uns ausgiebig aus damit wir am kommenden Tag wieder weiter wandern konnten.
Der Morgen von Tag 4 versprach akzeptables Wetter. Es war bewölkt, stipperte nur wenig und war etwas wärmer als an den vergangenen Tagen. Wir machten uns an den Aufstieg nach Marmelete, einem winzigen Ort westlich von Monchique, nur ca. 18 Kilometer entfernt. Wir hatten wirklich Glück dieses mal, abseits von etwas Nieselregen und Nebel kamen wir nach einer wirklich schönen Strecke in Marmelete an. Der Weg war sehr von Steinterassen, Nebel und großen, grauen Felsformationen geprägt. Wir steigen auf 700 Meter an und konnten am höchsten Punkt eine fantastische Aussicht über die Algarve genießen. Der Ort selbst hingegen war eine Entäuschung. Die zwei empfohlenen Unterkünfte hatten geschlossen - es gab nichts. Ein Bus war natürlich auch nicht verfügbar, wir waren gestrandet. Option 1 war zurück nach Monchique (18 km zurück) zu gehen, Option 2 war der Weg nach Bensafrim (die nächste Etappe der Tour, 30 km) oder sich ein Taxi zu nehmen und das Wandern aus Frust abzubrechen/abzukürzen. Wir beschlossen einen Kaffee zu trinken und kamen mit einem Amerikaner ins Gespräch der nach Portugal ausgewandert war. Er nahm uns mit nach Aljezur und plauderte ein wenig über Land und Leute. nach einer sehr entspannten Fahrt in einem ziemlich heruntergekommenen Van kamen wir in Aljezur an wo wir uns von dem netten Aussiedler verabschiedeten und die Stadt genossen. Man konnte Seeluft riechen! Sonne! Wärme! So sollte es sein!
Tag 4 - Aljezur
Wir fanden eine kleine, geheime Unterkunft durch herumfragen über einem niedlichen kleinen Kaffee mit toller Aussicht über die Stadt. Natürlich mussten wir sogleich die Tips des freundlichen Amerikaners austesten: Selbstgebrannten Schnaps des Erdbeerbaumes für den die Algarve bekannt ist sowie Bifana - eingelegte, gegrillte Putenbrust im Brötchen mit Piripiri, einer sehr scharfen Paste. Den Abend genossen wir in einer Decke über den Beinen auf dem Balkon bis es kalt wurde. Es war ein guter Tag gewesen, der Erste mit guten Wetter und wieder mit einem kleinen Abenteuer, wie auch die Tage zuvor.
Aussicht aus der Unterkunft
Medronho (man beachte die 3cl Gläser)
Der nächste Morgen graute und wir standen vor einer Entscheidung: Was nun? Mit dem Bus nach Bensafrim? Mit dem Bus/Taxi nach Marmelete? Irgendwie auf halber Strecke einsteigen? Nein. Wir entschieden uns dagegen und wechselten den Wanderweg. Die Via Algarviana war uns zu undurchdacht und nach dem Debakel mit Marmelte wollten wir nicht wieder in einem kleinen Kaff ohne Unterkunft ankommen. Wir wandten uns durch nicht einfach nach Lagos zu fahren und den Strand zu genießen, stattdessen wechselten wir auf den "Historical Trail" oder auch Rota Vicentina genannt. Dieser ist mit dem "Fishermans Trail" verknüpfbar und ermöglicht so ausgedehnte Wanderungen am Meer, direkt an den Steilklippen entlang. Die beiden Wege ergeben zusammen einen sehr abwechslungsreichen und schönen Wanderweg. Wir starteten unseren Weg in Aljezur, der historischen Hauptstadt von Portugal. Hier steht auch eines der Wahrzeichen von Portugal, eine der Burgen, welche auch auf der Flagge abgebildet ist. 
Bäume!
Strand!
Klippen!
Der Weg entlang der Steilklippen
Die Archäologische Ausgrabung ist die verfallene Hütte im Hintergrund
Der Boden wechselt stetig zwischen weichem Sand, Kieseln, unterschiedlich gefärbter Erde bis hin zu Asphalt ist alles vorhanden. Die ganze Zeit geht man durch eine vielfältige Vegetation und die Steilklippen bieten einen grandiosen Ausblick. Auf halber Strecke besteht die Möglichkeit an einen Strand zu gehen, was wir auch ausnutzen und unsere Füße im doch noch recht frischen Wasser des Atlantik abkühlten.  Die Ankunft in Arrifana war eher unspektakulär. Arrifana ist ein kleines Surfernest. Wir gingen ein paar Kilometer zurück nach Vale da Telha wo wir bei einer sehr paranoiden Frau übernachteten die sogar das hüfthohe Gartentor abschloss. Mit dem Weg zurück hatten wir erneut 20 km zurückgelegt.
Muuuuuuh!
Tag 6 brach an und es ging von Vale da Telha nach Carapateira. endlich schien ausgiebigst die Sonne. Zwar dominierte ein eher ländlichen Weg, dennoch konnte man zwischendurch immer mal wieder das Meer spüren. Zwischendurch gingen wir sogar direkt durch eine Kuhherde die nicht eingezäunt weideten. 
24 Kilometer später erreichten wir unseren Zielort wo wie auch die Tage zuvor gezieltes durchfragen half. Ein paar deutschsprachige Auswanderer empfahlen uns die Pensao das Dunas, ein kleiner Geheimtipp.
Der Hof des Das Dunas
Der malerische Sonnenuntergang vom Dach des Das Dunas
Witzigerweise ist der Besitzer des Das Dunas sogar der verantwortliche für den Wanderweg den wir gerade gegangen waren. Ein kleiner Plausch mit ihm und ein Abendessen mit frisch gefangenen, frisch gegrillten Fisch. Der Start in Aljezur an Tag 5, die Ankunft in Carapateira am 6. Tag, der Weg an den Klippen, das gute Essen, gutes Wetter... So hatten wir uns das vorgestellt. Ab jetzt wurde es merklich besser und das Wandern machte auch deutlich mehr Spaß als an den Regentagen zuvor.
Auch am folgenden Tag setzten wir unseren Weg fort. Heute ging es nach Vila Do Bispo, erneut entspannte 22 km. Der Weg führte uns unter anderem durch einen kleinen Ort wo ich ein Photo der Straßenschilder gemacht habe. Die Schilder bestehen aus kleinen, bemalten Fließen und sind an den Häuserwänden befestigt. Wir mussten insgesamt sechs mal einen kleinen Fluss überqueren, diese waren aber viel einfacher zu überqueren als an Tag 2 und wir mussten nicht einmal die Schuhe ausziehen.
Largo Do Comércio (Handelsplatz) 
Einer der vielen Haine an denen wir vorbeikamen
Eine der 6 Überquerungen
Am Ende des Tages kehrten wir in einer von aussen eher unscheinbaren Herberge ein. Die Unterkunft verfügte über einen Whirlpool, einen großen Hinterhof eine Küche und einen Kühlschrank auf Zimmer. Alles in allem auch noch für schlanke 30 Euro für uns zusammen - da konnte man nicht meckern. Eine Jugendherberge hätte ca. 13,- pro Nase gekostet. Das Dörfchen ist sehr idyllisch und der gang zum lokalen Supermarkt war angenehm kurz. Mit Küche mussten wir natürlich die Chance auch nutzen und kochen! Zwar "nur" Omelett mit Paprika und Tomate, aber trotzdem sehr lecker.
Vila Do Bispo
Aussicht aus dem Fenster unserer Unterkunft
Ganzer tiefgefrorener Tintenfisch im Supermarkt.
Und da war er. Der letzte Wandertag. Nur noch 14 Kilometer. dann hätten wir das Kap erreicht, den Südwestlichsten Punkt Europas. Im Anschluss mussten wir noch 6 km zurück nach Sagres gehen von wo aus wir mit dem Bus nach Lagos fahren konnten. Endlich wieder Klippen und Meer!
Und rechts sehen sie den Atlantik
Blümchen!
Noch mehr Blümchen!
Der Weg führte uns durch die tiefste Klippe der ganzen Küste wo wir sogar über eine marode Holzleiter klettern mussten. Hoch und runter ging es heute alle drei Wanderwege entlang. Denn sowohl der Via Algarviana als auch der Rota Vicentina kommen am Kap an. Und das letzte stück, ca. 1 km ist bei beiden Pfaden identisch. Das Auf und Ab an der Küste ist wiederum optional - hier geht man über den Fishermans Trail an den Klippen lang oder im Inland über den Rota Vicentina. Wir haben uns für ersteres entschieden.
Total sicher
Der Boden der tiefsten Klippe
In der Ferne erkennbar: Der Leuchtturm des Kaps
Da unten ging es runter
Während der ganzen Zeit sieht man den Leuchtturm am Kap im näher kommen, stetig größer werden. Es gibt leider kaum Schattenplätze auf dem Weg weswegen wir erst am Ende der 14 Kilometer Rast einlegten und den ganzen Pfad in einer Tour, ohne Pause durchwanderten. Am Kap gab es dann sogar eine Bratwurstbude und jede Menge Souvenirschuppen, welche zu horrenden Preisen den Touris das Geld aus der Tasche ziehen.
Nix wie hin.
Aber: Es war geschafft. Wir hatten viele Strapazen auf uns genommen, Wind, Wetter und Naturgewalten besiegt, jeden Tag durchschnittlich 25 Kilometer zurückgelegt, insgesamt knapp 150 Kilometer alleine auf den Wanderwegen gewandert, geklettert und gelaufen. Wir hatten jeden Tag ein kleines Abenteuer erlebt, viel gesehen und mitgenommen. Jetzt war es geschafft.
Am Cabo de Sao Vicente angekommen
Nachdem wir ausgiebig geruht hatten gingen wir ein paar Kilometer an der Südküste bis zum Strand von Beliche wo wir einfach nur die Sonne, Strand und Meer genossen. Am Abend gingen wir weiter nach Sagres wo wir im Bus nach Lagos fuhren. In Lagos gingen wir noch einmal Schwimmen, genossen einen komplett wanderfreien Tag am Strand und fuhren anschließend, an Tag 10, wieder nach Faro um zurück nach Deutschland zu fliegen. 
Die Unterkunft in Lagos
Der letzte portugiesische Kaffee
Ich fand es fantastisch und kann einen solchen Urlaub nur empfehlen!

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