Dienstag, 25. September 2012

Soziales Gefüge Tabletop - Der gemeine Geek

Heute war Maltreff und er hat, neben einem bemalten Shaltari Tomahawkpanzer, auch wieder für viele Interessante Gespräche rund ums Hobby gesorgt. Ein Gesprächsfaden drehte sich hierbei um die Natur des Krieg-Spielers, oder unter dem englischen Begriff eher geläufig: die des Wargamers.
Der Aufhänger war eine Frage die ich auch an dieser Stelle gerne wiederholen möchte:

"Warum empfinden andere Leute (Spieler) es als negativ wenn viel Zeit in die Bemalung einer Miniatur gesteckt wird?"

Diese Frage ist, auch wenn Sie simpel klingt, in meinen Augen relativ vielschichtig und nur schwer eindeutig zu beantworten. Der folgende Passus beschreibt also primär meine Ansicht zu diesem Thema, andere Ansichten würde ich sehr begrüßen!

These: Es gibt primär zwei Sorten von Püppchenschubsern: Den "Voll-Geek" und den "Konsum-Geek". Diese beiden Archetypen können nicht bzw. nur sehr schwer auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

Der "Konsum-Geek" sieht in dem Tabletophobby eine Möglichkeit, ein Ventil, um sozial zu handeln und um zu konsumieren. Hierbei stellen die Hobby-Aspekte des Basteln und Bemalen notwendige Übel dar um zum eigentlichen Aspekt zu gelangen, dem Spielen. Der primäre Aspekt ist das Konsumieren, sei es nun in dem Kauf von neuen Miniaturen, Regelwerken und Gelände, als auch im "Konsum" von sozialen Kontakten. Dem Spielertyp ist das soziale Miteinander deutlich wichtiger, es ist nicht wichtig das irgendwelche Würfel rollen, irgendwelche Miniaturen über den Tisch geschoben werden - wichtig ist das die Unterhaltung stimmt. Daher ist diese Sorte Spieler auch relativ resistent gegenüber Preiserhöhung, schlechter Qualität beim Guss, miesen Regelwerken oder profitorientierten Firmen mit dem einzigen Ziel des Produktvertriebs. Das Hobby bleibt ein Zeitvertreib. Ein teurer Zeitvertreib - aber mehr nicht.

Auf der anderen Seite steht der "Voll-Geek". Das Hobby wird in allen Aspekten beleuchtet, seien es nun diverse Regelwerke, riesige Berge aus Miniaturen, angefangene und nie vollendete Projekte, wunderschön bemalte Miniaturen, historisch akurate Armeen, zauberhafte Dioramen und so weiter. Das Hobby wird ausgelotet, die obige Liste soll nur verdeutlichen in welche Richtung das Ganze geht. Verzweifelt versucht er Voll-Geek andere von "seinem" System zu überzeugen und steckt viel Zeit und Energie in alle Hobbyaspekte - sei es Basteln, sei es Bemalen, sei es Konsum oder auch Spielen. Der zeitintensivere Teil, die Bemalung und der Zusammenbau, wird deutlich stärker Beleuchtet als der schnelle Spaß des Spielens. Dies geht bei der Miniaturensuche los, über stundenlanges, gemeinsames Brüten über Farbschemen bis hin zu nächtlichen Anmalsessions bis in die frühen Morgenstunden. Der Fokus liegt also eher darin das Hobby als das einzige Hobby zu betreiben. Dies wird auch zelebriert, sei es nun über das präsentieren der bemalten und gestalteten Miniaturen im eigenen, kleinen Kreis, als auch in der globalen Gesellschaft von Internetforen. Lob und Anerkennung sind der Lohn für die vielen Stunden die man investiert hat. Anders möchte es der Voll-Geek auch gar nicht.

Wer ein wenig aufgepasst hat sieht hier auch die Falle: Die soziale Komponente ist unterschiedlich ausgeprägt. Der Konsum-Geek versteht den Voll-Geek nicht und umgekehrt. Ersteres findet es unverständlich wie man nur "so viel Zeit in eine Miniatur" stecken kann, auf der anderen Seite ist es unverständlich nur mit "unbemalten, teils unvollständigen Miniaturen mit schlechten Regeln" zu spielen. Wobei "schlecht" natürlich auch sehr subjektiv ist. So bleiben am Ende bei Gruppen unter sich, dort wo Sie sich sozial gefestigt und verstanden fühlen.
Und genau hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer begraben: Die Spieler müssten sich gegenseitig annähern - was meiner Erfahrung nach vom Konsum-Geek nur sehr selten ausgeht. Eine missionarische Herangehensweise ausgehend vom Voll-Geek, beispielsweise über gut bemalte Armeen, schöne Platten und regelmäßige Demorunden bringt nur in den allerseltensten Fällen etwas. Dies funktioniert nur wenn der Konsum einfach ist. Die Miniaturen müssen einfach zu beschaffen sein. Die Regeln müssen als Buch leicht verfügbar sein. Sind diese Komponenten gegeben, kriegt man den Konsum-Geek, gewinnt ihn für das eigene System, zeigt ihm neue Aspekte. Und vieleicht entwickelt sich hieraus ein neuer "Voll-Geek".
Für Voll-Geeks muss das "neue" System deutliche Vorzüge gegenüber der eigenen Präferenzen haben. Und ein gutes Regelwerk genügt hier leider heutzutage nicht mehr. Die Miniaturen sollen bitte hübsch, günstig, dauerhaft verfügbar und die Regeln am besten zu einem Spottpreis als Hardcover (damit man was für's Regal hat) verfügbar sein. Man will sich ja nicht in Unkosten werfen, vielleicht gefällt einem das System ja gar nicht. Vorsicht, Geiz und Angst hemmen hier ein Umgreifen von kleineren "Nischensystemen".


Was eigentlich schade ist. Aber auf mich hört ja keiner, die spielen ja weiter "dieses Warhammer" mit den unbemalten Plastepüppies anstatt endlich mit Epic: Armageddon anzufangen.

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